PARALLELEXISTENZEN
Donnerstag, 09. März 2017, 19.30 Uhr
ORF Steiermark Funkhausgalerie, Marburger Straße 20, 8042 Graz
Parallelexistenzen nennt Willy Rast seine Ausstellung in der ORF Funkhausgalerie und platziert seinen malerischen Nachtexpress zwischen sprachlosen Kaulquappen, gepanzerten Maulwurfsgrillen und gefräßigen Gottesanbeterinnen. Denn, wo sonst als vor der eigenen Haustür ist der Pinsel anzusetzen? Denn, aus was anderem als den eigenen Freuden und Unheimlichkeiten speist sich der künstlerische Umgang mit den Anschwemmungen des Allzuvielen? Und was anderes als der abwägende Blick urteilt als Seismograf am Prozess der Aneignung? Das Ganze versprudelt der Weltgeist, das Jiu Jitsu des Künstlers aber, sortiert die hysterisch anrudernden Gelenke paradoxer Gleichzeitigkeit ins exemplarisch Gestalthafte. So macht man das Ganze zum Fall. Kurz, ein Charakter, Cèzanne nennt es „ein Temperament“, ordnet die Anfragen des Dinglichen ins Geviert des Bildes. Das Match lautet also: Pigment versus Licht. Ums Abschildern des Lichts am Gegenstand, ums assoziative Einsprengseln im Motorischen und letztlich um den Ritt auf der Welle, geht es also in der Malerei von Willy Rast. Und wer würde nicht Melancholiker, in den nebligen Schwammerlgründen seiner versteckten Waldheimat, wo Igel und Hase es auf unübersichtlichen Landstraßen mit ehrgeizigen Renntraktoren aufnehmen müssen? Und natürlich reicht die Relvanzheische auch bis zu Willy Rasts Rasenmäher, aber, und das zeichnet seine Malerei aus, alles was ihm über den Weg läuft, wird mit der eigenen Lebenserfahrung abgeglichen und die Forderungen der Bildwirklichkeit geben letztlich den Ausschlag für das, was in seine Bilder Eingang findet. Alles, was Kunst zum Kommentar machen möchte, oder zum glitzernden Wasserkopf, spielt durchaus eine Rolle; es bildet die Zaunlatten, in deren Zwischenraum sich das tatsächliche Spielfeld des Ästhetischen befindet. Neugier ist also angebracht, auf das, was Willy Rast aus seiner unmittelbaren Nähe ins Bild, in Bilder, gesetzt hat.
Erwin Michenthaler