willyrast...

1954 in Graz geboren
1976 bis 1980 HTL für Grafik und Meisterschule für Malerei in Graz
1980 bis 1982 in Wien als Maltherapeut im Steinhof und Restaurator in Kirchen und im Stift Melk
1986 Bühnenbildstudium an der Musikhochschule Graz

Seit 1980 freischaffender Bildender Künstler

KATALOG

Die eigens aufgebaute Einsamkeit 

Vasoldsberg liegt nicht am Ende der Welt. Zumindest von Graz aus gesehen. Dafür inmitten der Natur. Etwas mehr als 16 km sind es, welche die kleine Gemeinde von der steirischen Hauptstadt trennen. Dennoch hat man das Gefühl, durch sie in eine andere Welt jenseits jeglicher Urbanität einzutauchen. Vor allem dann, wenn man mit dem Maler Willy Rast im Garten vor seinem Atelier sitzt und sich vom Mikrokosmos seines kleinen, idyllischen Biotops betören lässt. Kein Autolärm, keine Hektik, nichts von Hetzerei. Hingegen jede Menge Leben in Form von Kaulquappen, Maulwurfsgrillen, Schmetterlingen und lebensfrohen Vögeln. „Ich bin gerne am Land. Abgeschiedenheit und Ruhe tun mir einfach gut. Genauso wie die für mich und meine Malerei notwendige Distanz zur Gesellschaft.“ Der geborene Grazer ist seit über 30 Jahren als freischaffender Künstler tätig, seine Malerei ist in der Steirischen Kunstszene eine fixe Größe. Gezeichnet und gemalen hat er allerdings schon seit er denken kann. Beide Disziplinen hat er zur Meisterschaft geführt. Auch seine mystischen Abstraktionen lassen auf den ersten Blick sein hohes Handwerkliches Können, seinen unverkennbaren Strich und die damit einhergehende ästhetische Tiefgründigkeit erkennen. Rasts Kunstwerke fesseln ihre Betrachter scheinbar mühelos und rücken dabei den Menschen und die großen Themen unserer Zeit in die Aufmerksamkeit. Die eigens aufgebaute Einsamkeit im ländlichen Idyll dient dem malenden Philosophen dabei als Kraftquelle. „Es ist ganz gut, nicht immer eingebunden zu sein. Auch das Gefühl zu haben, es kümmert sich ohnehin niemand um einen, verleiht der Kreativität Flügel und hilft dabei klarer zu denken.“ Seine letzte Ausstellung trug den Titel Parallelexistenzen und war im ORF Funkhaus in Graz zu sehen. Üppige Farben und mystische Formen vermischten sich zu einer gewaltigen Bildsprache. Es sind Geschichten der Unglücklichen, die keine Antworten aber Fragen liefern und dabei jede Menge Hoffnung geben. Es ist wahrlich beeindruckend wie nahe ein Künstler dem Menschsein kommen kann, ohne es ständig um sich haben. Und wie international Malerei wirken kann, die in einem Atelier am Land das Licht der Welt erblickt.

Stefan Zavernik 2017, 80 – Die Kulturzeitung

Sisyphos malt
Willy Rasts Bildbefunde menschlicher Existenz. Schön, schonungslos.

„Zufällig entsteht nichts“, sagt Willy Rast in einem der Texte, die sich auf der Homepage rastart.at finden. Dort liest man auch den Satz „Fertig wird man eigentlich nie“. Weil: „Oft sind drei Bilder unter dem obersten.“ Die übermalten Schichten würden „mitschwingen“. Die Ansprüche, die Rast an sich und den Betrachter stellt, sind hoch. Immer wieder findet der Grazer Gründe, noch einmal Hand anzulegen an eine Leinwand, ein Papier. Farben zu mischen, zum Pinsel zu greifen, Maler zu sein. [der maler] ist denn auch das erste Kapitel auf besagter Homepage überschrieben. Unzweideutig. Die folgenden Abteilungen [die galerie] und [das museum] zeigen mit ihren Bildbeispielen zwar, dass Rast auch als Grafiker ein, wie man so sagt, Händchen hat, die Malerei aber seine Passion ist.

Der im Netz gebotene Überblick zeigt noch eines deutlich: Willy Rasts Kunst dreht sich um den Menschen. Frühe Landschaftsbilder und Stillleben eingeschlossen. Es sind vom Menschen geprägte Landschaften, die da porträtiert werden, vom Menschen arrangierte Natur. Jedenfalls ist ein Befund gültig, der 1998 in einer Tageszeitung formuliert wurde: „Lange schon ist das beherrschende Thema in Willy Rasts Malereien der Mensch, mit all seiner Unsicherheit und Bedrohtheit, seiner seelischen, geistigen und physischen Existenz, deren Dargestellter jeder sein kann.“ Dass Rast eine Zeit lang als Maltherapeut tätig war, fügt sich in das Bild eines Künstlers, dem Kunst ein in mehrfacher Hinsicht existentielles Anliegen ist, „ein Lebenselixier“, von dem dessen Hersteller selbst, aber auch andere profitieren können.

Willy Rasts Malerei greift ihre Motive aus dem vollen Leben, greift die unterschiedlichsten Stimmungen, die dieses Leben im Positiven wie im Negativen zu bieten hat, auf und verwandelt sie in Bilder, deren Atmosphäre dementsprechend vielfältig ist, deren emotionales Spektrum den ganzen Reichtum des Daseins spiegelt. Mit, wie gesagt, allen Licht- und Schattseiten. „Kindheit“ heißt, beispielsweise, eine Acryl-auf-Papier-Arbeit. Titelgemäß ist ein kleiner Mensch das Zentrum, aber einer, der Vitalität ausstrahlt, Aufbegehren sogar. Ein anderes Bild, Acryl auf Leinwand, trägt den Titel „Eines morgens als die Sonne...“. Auch ganz schön aufgeladen mit Energie. Da stößt ein Kopf wie eine Protuberanz aus dem Orange ins - ja, wohin eigentlich? Ins Leben? Ins Nichts? Starke Malerei jedenfalls. Ebenfalls mit Acryl auf Papier berichtet Rast von einem „Abschied“, der durchaus als endgültiger interpretiert werden kann. Kein Leben ohne Tod.

„Keine Heileweltbilder“, so konnte man 1998 im bereits zitierten Text lesen, seien es, mit denen Rast die Betrachter konfrontiere. Daran hat sich ebenfalls nichts geändert. Was aber keineswegs bedeutet, der Künstler trete auf der Stelle. Rasts Kunst ist sich insofern treu geblieben, als sie der Malerei treu geblieben ist. Einer Malerei, die zwischen realistischer Figuration und einem Umgang mit Farbe, den man mangels einer besseren Bezeichnung abstrakt nennen kann, mit souveräner Lust sich manifestiert. Die „wirkliche“ Wirklichkeit entfaltet sich in einem farbsprühenden Umfeld, ist eingebettet in kühne koloristische Kontexte. Die so entstehenden Symbiosen haben es in sich. Aber auch, wenn Friedrich Nietzsche darin auftritt, stehen sie stets auf der Seite des Lebens. Sie stellen Sinnfragen, beantworten sie aber allein durch ihre formale Kraft mit einem deutlichen „Ja“. Viktor Frankls Philosophie dürfte Rast näher liegen als das Denken des großen F., der in einem Gemälde des Zyklus „Thema Nietzsche“ von dunklen Kreaturen, Gevatter Tod inklusive, bedrängt wird. Oder wenn schon nicht Frankls existenzanalytischer Optimismus, so ist es zumindest „Der Mythos von Sisyphos“, der in Rasts Bildern Gestalt(en) annimmt. Das Leben mag absurd sein, ein Grund für Gleichgültigkeit und Fatalismus ist es nicht. „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“, heißt es in der vermutlich berühmtesten Passage des berühmten Textes. Und: „Jeder Gran dieses Steins, jedes mineralische Aufblitzen in diesem in Nacht gehüllten Berg ist eine Welt für sich.“

Rast zeigt in älteren und aktuellen Arbeiten, dass die künstlerische Bearbeitung existenzieller Befindlichkeiten nicht zwangsläufig ins Depressive abgleiten muss. Das Dunkle hat (wie in den Nietzsche-Bildern) seinen Platz, wird aber weder ausgeblendet noch mit den Farben des Regenbogens übertüncht. Aber schon der Titel einer seiner letzten Personalen, „nineteen fifty four“, macht klar, dass Willy Rast ein Künstler ist, der auf den ungetrübten Blick setzt, sich vom Gesehenen jedoch nicht entmutigen lässt. Weil (siehe oben): „Fertig wird man eigentlich nie.“ Zum 60. Geburtstag stellte sich der Maler dem Faktum voranschreitender Zeit, der eigenen Vergänglichkeit vital, ohne Larmoyanz, mit Witz: „Mensch, Affe und Hund, alles gsund“ lautet ein Bildbefund. Was aufblitzt, immer und immer wieder, mag mineralischer Natur sein, ist aber in jedem Fall eine farbige Sensation, ein ästhetisches Ereignis. Man darf sich Sisyphos als kreativen Menschen vorstellen, als einen, der Schönheit auch aus Unschönem zu filtern imstande ist und dennoch kein Leugner harter Realitäten.

Walter Titz 2014

Valeurs der Vergegenwärtigung

„Es gibt kein Wörterbuch für die Maler, wie schade!“ (Henri Matisse)

Die Qualität der Malerei von Willy Rast zeigt sich in seinen Valeurs, was den Lichtwert der Farbe einerseits meint, wie auch die Abstimmung aller Farben im Bild. Dass nämlich ein Bild immer auch ein (gewollter oder ungewollter) Dialog mit der Sonne ist, daran erinnert die Farbmischung, die in der  Malerei eine subtraktive ist, im Gegensatz zur additiven der Farblichtmischung des Fernsehapparats. So kann man sich ein Bild auch wie ein Schild vorstellen, worauf einzig die reflektierten Frequenzen des Lichts sichtbar sind.

Der Maler schildert also ab, wie Perseus das Medusenhaupt, um nicht vor der Wirklichkeit zu Stein zu erstarren. Denn auch eine Notwehr ist die Malerei, ein Verhandlungsvorschlag über das Verhältnis zur Realität, manchmal auch eine Art Rettungsboot, in dem man Menschen; Gefühle, Gebärden, Erinnerungen und Atmosphären evakuiert.

Und das alles ist Willy Rasts Malerei, und auch und vor allem ist sie ein langsamer Prozess der Abgleichung von (äußerer) Wahrnehmung und (innerem) Erlebnis, aus gewachsener Haltung und anforderndem Istzustand. Abgehandelt wird das in einem lange offen gehaltenen Malvorgang, bei dem das ursprüngliche Vorhaben, bereichert oder geläutert, Schicht um Schicht aus dem Farbmilieu in der Textur als Gestalthaftes hochgearbeitet wird.

Dieser langsame Malprozess ermöglicht es Willy Rast erst, auch widersprüchlichste Farbkombinationen in eine letztlich harmonische Verhältnis-mäßigkeit zu bringen. So gelingt es ihm auch in Farbklang und Duktus, je nach Absicht, südlichere, dramatische oder melancholische Stimmungen zu erzeugen.

Seit dem Impressionismus scheint es ja fast unanständig über das Thema zu sprechen, nachgerade wo es eine Entwicklung gab, der das Medium selbst Botschaft genug war, eine Philosophie, die sich in Wortgirlande oder Statistik erschöpft und einem Zeitgeist, dem die bloße Unterscheidung wichtiger ist, als die Verbindlichkeit.

Das Thema von Willy Rast war immer schon die Menschenwelt und ihre emotionellen Aggregatzustände, die er in Gestik, Farbe und Beziehungsgeflecht am Bild gewichtet und die auch in unterschiedlich ausformulierten Konstitutionen sich in seinem Bildraum zeigen, der oft keinen physikalischen Gesetzen zu unterliegen, sondern der eher einen gedanklichen Raum suggeriert, mit Erinnerungen, Schwebezuständen, Bedenklichkeiten, Entwurzelungen, Andeutungen, auch Wärme und Kälte gibt es, Revisionen, Überlagerungen...

So hat sich Willy Rast ein vielschichtiges Alphabet farblicher Gefühlszustände erarbeitet, die vorbegriffliche Emotionalität über gestalthafte Szenarien abhandelt, die Schicksalsgemeinschaften bilden und als ganzheitliche Atmosphären den Betrachter sofort suggestiv eingemeinden.

Erwin Michenthaler 2014
Bildhauer, Maler, Texter

„Ich versteck mich hinter keinem Bild“
Willy Rast malt in starken Farben

Kunst ist Arbeit, und Arbeit ist vom Holzfäller bis zum Künstler nie eine einfache. Willy Rast geht in seinem Haus auf der Laßnitzhöhe bei Graz in sein Untergeschoß arbeiten, um Bilder zu malen, um sich zu fühlen - die Ernte, die er dabei einfährt, ist sehr stolz, muss aber nicht zwingend Glücksgefühle verbreiten.

Wir befinden uns im Atelier im Untergeschoß seines Hauses. Willy Rast betrachtet eines seiner großformatigen Bilder. Auf ihm sind aneinandergereihte Geschöpfe abgebildet, „Klappspiel" nennt er es. Ausgangspunkt ist die Idee, dass Menschen, die momentan in einer misslichen Lage sind, solch Klappbilder gerne öffnen, und so erkennen, halt, da geht's ja einigen noch dreckiger als mir, um nicht zu sagen, ganz dreckig. Machen solche Bilder glücklich, Herr Rast? „Wenn Menschen sich Bilder von mir anschauen, müssen sie dabei nicht zwangsweise glücklich werden. Der Betrachter muss über sich etwas erfahren. Das ist wichtig." Sätze wie diese sind Torpedos mit einer Betonfüllung.

Willy Rast malt nicht „nur", er denkt auch viel dabei. Das macht ihn jetzt zu keinem lustigen Kerl, obgleich er doch witzig sein kann, wenn er will. Wie so viele, ist er nach der Kunst-HTL am Ortweinplatz nach Wien gegangen, um dort zu studieren, kam schlussendlich als künstlerischer Betreuer nach Steinhof, um mit den „geistig abnormen Gesetzesbrechern im Pavillon 23 zu arbeiten", und lernte so die sehr dunkle Seite des Lebens kennen. Er ist dann doch zurück nach Graz, weil seine damalige Freundin es so wollte. „Ich bin ein anhänglicher Mensch, meine Frau und unsere zwei Kinder sind mir wichtig, das ist meine große Stütze." Das macht ihn zu einem Grazer Künstler, aber doch einem, der über den Tellerrand raussieht - I can see for miles.

Der Mensch steht in Willy Rasts Malerei im Vordergrund, unbedingt! „Zwischen mir und meinem Gegenüber sind Schwingungen, und die versuche ich in meinen Bildern umzusetzen." Dazu benötigt es aber nicht nur einige Pinselstriche, sondern Willy Rast malt wie die alten Meister in Schichten. „Oft sind drei Bilder unter dem obersten, für mich schwingen die unteren Bilder aber mit." Das macht auch das dichte Erlebnis aus, das man mit Rasts Bildern erlebt. Zwischen Glück und Betroffenheit, zwischen der wild tosenden See und dem glatten Meer: Rasts Bilder wirbeln auf und besänftigen zugleich.

„Ich sehe alles in starken Farben, ich liebe Farben." Dunkel oder hell, das ist nun die Frage, und das sieht man seinen Bilder an, sind Tag und Nacht, Licht und Schatten. „Es ist ein Spiel mit den Farben, sie müssen vibrieren, aber es ist nicht so, dass ich nicht entscheiden kann, in welche Richtung das gehen soll." Den freien Willen lässt er der Farbe nicht, der Inspiration schon: „Zur Farbe kommen meine Themen hinzu, der Mensch eben, abstrakt malen alleine wäre mir zu wenig. Wenn ich figural arbeite, stelle ich mich eher dem Publikum, dann zeige ich mein Gesicht." Willy Rast versteckt sich also nicht, vor allem nicht vor sich selbst.

„Zufällig entsteht nichts." Schon wieder so ein Torpedo-Satz. Willy Rasts Pinsel tanzen nicht von selbst. „Malen kostet Überwindung, es ist ein großer Energieaufwand, aber zugleich mein Lebenselixier." Jeden Tag zeichnet er, macht Vorstudien, liest Bücher, unterhält sich mit Kollegen, geht auf ein Bier oder mehrere, aber auch dann arbeitet der Kopf. „Ist ein Bild fertig, fällt man nachher in ein Loch." Darum vollendet er seine Bilder auch oft erst kurz vor einer anstehenden Ausstellung. Natürlich freut er sich, wenn seine Kunst Anklang findet, ein Bild verkauft wird, aber: „In Wahrheit müsste ich immer alles zerstören, wenn ich mit einem Bild fertig bin." Die Vollendung gibt es halt nicht, die ist nicht mehr als ein kitschiger Traum. Macht nichts, Willy Rast malt weiter.

Martin G. Wanko 2013, ARTfaces (www.kulturservice.steiermark.at)

KULTURJAUSE 2012...

Die Bilderwelt des Künstlers Willy Rast

In die Bilderwelt des Künstlers Willy Rast eingetaucht, gerät der Beschauer in ein SINNENBAD. Sein künstlerisches Ingenium, seine Empfindungsgabe, die Gestaltung seiner Bilder, versetzt uns in entrückte Welten. Geheimnisvolle Geschehnisse, geheimnisvolle Zusammenhänge, dringen in unsere Bewusstheit, seelische Anteilnahme in höherem Maße verleiht der Bildgestaltung, Stimmung von großer Intensität. An den Deutungen seiner Bilder bleiben wir gefordert; sein Wissen um die Leiderfahrung, um die Ängste der Kreatur, um das Ringen der Menschwerdung.

Wieder ein anderes Seh- und Bilderlebnis, wenn er uns in das Reich des Zaubers entführt. So am Beispiel der "Figur im Federkleid", die in ihrer farblichen Akzentuierung poetische Kraft versprüht und uns in die Welt der Phantasie eintreten lässt.

Als Allegorie für das Vergängliche stehe ich vor der Darstellung einer gewaltsamen Geburt, wo wir den erstarkten Schmerz dieses Vorganges spürbar aufnehmen. Eindringlich die Mühe des Werdens, das Geborenwerden wird zum gewagten Geschehen, das die Schmerzerfahrung mitgebiert. Dann wieder beim Schöpfungsakt, der die subtile Darstellung der Vergänglichkeit aufzeigt, das Weiß übernimmt die Auflösung. Da erfahren wir optische Sensibilitäten – Dunkel gegen Hell werden mit flirrendem treffsicheren Pinselstrich gelockert.

Irrationales und Geheimnisvolles, der verdichtete Ausdruck ist seinen Bildern eigen, sie entführen uns in mystische Visionen... Die Fähigkeit Atmosphäre und Nachdenklichkeit zu schaffen, sind Bestandteil seiner Arbeiten. Mit der Farb- und Formgebung erkennen wir die suggestive Kraft im Ausdruck, die Poesie des Erzählens.

Ich attestier dem Künstler Willy Rast eine tiefgründige Ernsthaftigkeit und ein hervorstechendes malerisches Können.

Mathilde Mayer 2008, Kunstsammlerin

Willy Rast und die letzten Bilder von Pompeij

Was lässt einen Maler bleiben in einer Bilderwelt, die zwischen virtuellen Hyperrealismus und japanischen Mangaschablonen pendelnd ihr Menschenbild definiert oder auf ein Menschenbild überhaupt verzichtet und ihn, den Menschen selbst nämlich, einzig als soziochemisches Fatum (und ich meine Schicksal!) durch den Lockenwickler Welt irren lässt?

Willy Rast ist Maler geworden, natürlich gespeist vom mütterlichen Mal- und Zeichentalent, aber letztlich eingemeindet durch den van Gogh-Film, also mit einem atmosphärischen Anspruch an Textur und Farbe, goldschwerer Luft, Tod und Erlösung. Alles andere als ein cooler Zugang. Damals gab es überhaupt keine coolen Zugänge zu irgendwas, sogar die Rennfahrer betranken sich noch wirklich. Das war Anfang der 1970er Jahre.

Dann die Kunstgwerbeschule, zuerst Grafik und danach die Meisterklasse für Malerei, besonders bei Rogler, einem Surrealisten im schwarzen Rolli und mit ergrauter Römerfrisur. Danach Wien. Schiele und Klimt. Rasts Malerei wird feiner, erotischer, farblich ausgesuchter. Rast wird Maltherapeut in Steinhof. Der “Teufel von Ottakring” malt dort bei ihm. Aus privaten, also komplizierten Gründen, kommt Willy Rast wieder nach Graz. Studiert aus anderen, auch komplizierten Gründen, Bühnenbild in Graz und ist dann wieder freischaffend. Landschaften entstehen. Malkurse in Griechenland. Heirat. Kinder.

Doch Willy Rasts Zugang zur Malerei ändert nichts davon. Nur seine sichere Kombinatorik bei der Farbauswahl wird in gefährlichere Gegenden geführt; das Leben seiner Figuren wird schwieriger. In den Bildern wird nicht mehr privater Anspruch an Schönheit evakuiert, jetzt sind seine Figuren Einwohner von Pompeji, umgeben von Aschenregen und Glutnestern. Je malerischer Rasts Bilder werden, desto mehr entziehen sich ihnen die Furnierästheten, um ihre Haut zu retten. So wird der Maler letztlich auch stundenlanger Betrachter seiner Bilder um sich dann wieder in seine Malerei zu verlieren...

...in schöne Worte gekleidet von meinem Freund, Künstlerkollege und Geheimliterat
Erwin Michenthaler 2005

Willy Rast kann malen und er gibt sein Bestes in der Malerei. Das muss heute extra betont werden, denn es gibt gute Maler, die sich ihr Bestes verkneifen, oder glauben sich ihr Bestes zu verkneifen, weil sie Angst haben, dass ihr Stil bei größerer Komplexität nicht mehr in der gleichen Klarheit vermittelbar ist. Natürlich gibt es auch den ungenierten ?Hau drauf?, dem das Unbewältigte als Stil reicht und der ein Publikum anspricht, das gleich ahnungslos am Kunstzuckerl lutscht. Und es gibt das kokette Zaudern, den fahrigen Strich als zittrigen Seismograf, der Erschütterung heuchelt und im Betonbunker sitzt. Es gibt den gestylten Priester, der alles offen lässt, nur nicht die Haustür, weil er sich nicht festlegen will.

Wie jeder gute Maler sitzt Willy Rast im Triangel aus Persönlichkeit, Wirklichkeit und der Möglichkeit der Farbe, also den Bildmitteln. So beginnt er sein Geschäft mit der Malerei, ein Geschäft bei dem sich Verlust und Gewinn die Waage halten müssen. Wird die Wirklichkeit zu stark, geht die Klarheit zum Teufel, sind die Bildmittel zu clever eingesetzt, dann verliert man an Lebendigkeit, ist die Persönlichkeit zu stark, wird die Wirklichkeit verbogen und die Farbe verfällt dem Zufall. Alle guten Maler wissen das, gerade wenn sie nicht darüber sprechen. Dabei ist genau das das Schöne, dass nämlich die Malerei ein offenes Geheimnis ist.

Ich kenne den Willy jetzt schon seit ewig und wenn wir auch ganz verschiedene Bilder malen, ganz andere Farbzusammenstellungen bevorzugen, so können wir doch aufgrund eines ähnlichen Anspruchs uns gegenseitig die richtigen Fragen stellen. Als ich den Willy kennengelernt habe, da haben ihm viele Egon Schiele als Vorbild unterstellt, weil viele Menschen Schauen mit einem grobschlächtigen Schwarzpeterspiel verwechseln. So führt das kleinste Indiz gleich zum Mörder, schon reißt man sich die Augen aus und spricht irgendwas, weil man seine eigene Stille nicht erträgt. Dann haben wir uns aus den Augen verloren und erst vor kurzem wieder getroffen. ?Jössas!? habe ich mir gedacht, wieviele von seinen Sammlern trauen sich dort hin, wo er jetzt mit seiner Malerei unterwegs ist. Er führt seine Farben und seine Pinselstriche auf Expeditionen, die den Innenarchitekten um seine Möbel fürchten lassen. Ein Innenarchitekt verträgt es schwer, wenn ein Bild ein Bild ist und kein Wandmöbel. Zugegeben, für die Psychohygiene ist es besser, wenn man sich einen Rohrschachtest an die Wand hängt, oder eine Terrazzofließe, da kann sich der Betrachter ohne viel Federlesen hineinfallen lassen und es ist gar nicht so falsch, wenn er dabei glaubt seine Seele zu sehen oder Gott. Denn dort, wo der Mensch etwas nicht bewusst macht, dort macht die Natur es mit ihm (Schiller) und so natürlich und ohne Anstrengung in den Mikrokosmos zu blicken, lässt ihnen vor Glückseligkeit fast das Sonnengeflecht aus dem Leib springen. Natürlich hängen sich die Menschen auch Akte an die Wand, von denen niemand weiß, warum sich für solche Vorurteile gleich eine Frau ausziehen musste. Wo soll das noch enden? Die Galeristen wollen ihre Ofenrohrbreughel. ?Ah ein Ofenrohr, diesmal grün, neue Phase? Eine Emailleitung nach Timbuktu? Super, wie sie die Kommunikationstechnologie in Frage stellen. Sie machen NICHTS, weil sie der Welt ihren prozessualen Status erhalten wollen...?

Zu solchen Selbstmordversuchen neigst du Gott sei Dank nicht, da hätten wir auch kein sinnvolles Gesprächsthema mehr. Aber lassen wir die Toten, die Toten begraben. Mir gefällt an deiner Malerei, dass sich die Gespinste deiner Pinselstriche noch immer zu Menschenbildern vereinen, zugegeben, manchmal brennen die Pinselstriche schon Löcher in die Haut. Nur, wer möchte daran schon erinnert werden? Ich hoffe, du hast ein Bier im Kühlschrank, damit wenigstens wir uns darüber unterhalten können.

Erwin Michenthaler 2003
Der Zwiespalt als künstlerische Triebfeder!

Lange schon ist das beherrschende Thema in Willy Rasts Malereien der Mensch,mit all seiner Unsicherheit und Bedrohtheit, seiner seelischen, geistigen und physischen Existenz, deren Dargestellter jeder sein kann. Der vielseitige Maler bringt unterschiedliche stilisierte Darstellungsweisen zum Einsatz, moduliert je nach Sujet die Grade der Gegenständlichkeit, verstärkt durch Atmosphäre, und hat eine Bildsprache entwickelt, die immer auch das Vergängliche des Dargestellten miteinbezieht. Keine Heileweltbilder, schon gar nicht für eine Welt, die nicht heil ist – dennoch geht der Maler immer wieder mit Optimismus an die Leinwand, an die Welt heran. mehr...